Als Kommunist in einem Strafbataillon

Otto Kreikbaum und seine Frau engagieren sich früh in der Kommunistischen Partei Deutschlands KPD und ihren Unterorganisationen. Dies bringt ihn als Häftling in eines der ersten Konzentrationslager der Nazis und anschließend in eines der berüchtigten „Moorlager“. Im Zweiten Weltkrieg soll sich Otto Kreikbaum durch den Kampf in einem „Bewährungsbataillon“ politisch rehabilitieren. Der ehemalige kommunistische Aktivist stirbt als Kriegsgefangener in einem sowjetischen Lager.

Hannover: Otto Kreikbaum mit einer Frau und zwei Soldaten, o.J. Foto Privatbesitz
Hannover: Otto Kreikbaum mit einer Frau und zwei Soldaten, o.J. Foto Privatbesitz

Organisiert in der KPD

Otto Kreikbaum ist 1919 in Hannover geboren und wird von Beruf Schlosser. In der gemeinsamen politischen Arbeit innerhalb der KPD lernen seine Frau und er sich kennen. 1931 heiraten er und Luise („Lieschen“) Lüpke, beide haben bis 1941 fünf gemeinsame Kinder. Luise war mit 18 Jahren in die Jugendorganisation der KPD eingetreten, Otto war ebenfalls aktives Mitglied der KPD, besonders in Nachfolgeorganisationen des 1924 gegründeten und 1929 verbotenen Roten Frontkämpferbundes.

Konzentrationslager

Er wird kurz nach der Machtübertragung an die Nazis in „Schutzhaft“ genommen und als politischer Häftling in das im April 1933 gegründete KZ Moringen bei Göttingen gebracht. Als Moringen seit Oktober 1933 zu einem Frauen-KZ umgewandelt wird, werden die männlichen Häftlinge in die Konzentrationslager im Emsland und in das Konzentrationslager Oranienburg bei Berlin überführt. Otto Kreikbaum kommt in eines der berüchtigten „Moorlager“, das KZ Esterwegen. Er wird später aus dem KZ nach Hannover entlassen und unter Polizeiaufsicht gestellt. Im Jahr 1939 nimmt eine „Fürsorge“-Einrichtung wegen angeblicher Verwahrlosung der Familie ihre vier Kinder weg. Sie kommen zu Pflegeeltern in das dem Deutschen Reich „angeschlossene“ Österreich.

„Wehrunwürdig“

Otto Kreikbaum wird zu Beginn des Zweiten Weltkriegs nicht zur Wehrmacht eingezogen, weil ein Deutscher mit seiner politischen Vergangenheit im „Dritten Reich“ als „wehrunwürdig“ gilt. Der Hintergrund: Soldat zu sein, bedeutet im Weltbild der Nationalsozialisten eine Ehre, der man sich würdig erweisen muss: „Wehrdienst ist Ehrendienst am Deutschen Volk“. Als Vorbild dient der kriegerische Germane, der für Sippe und Stammesgebiet freudig zum Schwert griff, und die feige „Memme“ im Moor versenkte. In diesem reaktionären Männerbild wird die Wehrpflicht zum entscheidenden Kriterium für Ehre und Volkstreue.

„Frontbewährung“

Ab April 1941 werden aus inhaftierten Soldaten „Bewährungstruppen“ gebildet. Ihre Strafe soll für die Zeit des Krieges ausgesetzt werden. In der 1942 eingerichteten Bewährungstruppe 999 dagegen dienen vordem als „wehrunwürdig“ aus der Wehrmacht ausgeschlossene – darunter viele ehemalige politische KZ-Häftlinge. Sie werden als „Himmelfahrtkommandos“ an besonders gefährlichen Frontabschnitten verheizt. Die Zwangsrekrutierten, insbesondere aktive Nazigegner, setzen oft auch in der Wehrmacht ihre Widerstandsarbeit fort. Von der Ostfront werden sie nach zahlreichen Überläufen zur Roten Armee bald zurückgezogen. In Griechenland und Jugoslawien entwickelt sich aus den Reihen der 999er ein sehr aktiver Widerstandskampf. Aufgrund dieser Unzuverlässigkeit wird dieses „Bewährungsbataillon“ im September 1944 aufgelöst.

Tod und Gedenken

In einer dieser „Bewährungstruppen“ muss Otto Kreikbaum an der Ostfront kämpfen. Er gerät in Kriegsgefangenschaft und stirbt unter nicht geklärten Umständen nach Kriegsende im russischen Tamilow. Seine Frau, „Lieschen“ Kreikbaum, bleibt nach dem Kriege in Hannover als Linke für die KPD und später in der DKP aktiv. Sie stirbt im Dezember 1980. Für Otto Kreikbaum wird am 30. September 2016 vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie in der Kramerstraße 4 ein Stolperstein verlegt. An der Gedenkfeier nehmen auch Nachfahren des Ehepaares teil, so Tochter Jutta und Urenkel Levi, der eine Rede hält. Danach erklingt das Lied „Die Moorsoldaten“.

Text Stolperstein_Otto_Kreikbaum (PDF)

Weitere Informationen online
Wikipedia-Beitrag Liste der Konzentrationslager des Deutschen Reichs
Wikipedia-Beitrag Bewährungsbataillon
Wikipedia-Beitrag Strafdivision 999
ZeitZentrum Zivilcourage Verlegte Stolpersteine in Hannover
ZeitZentrum Zivilcourage Informationsblatt Otto Kreikbaum

Literatur Auswahl

Texte und Bildredaktion: Michael Pechel