ZeitZentrum Zivilcourage

Der außerschulische Lernort ZeitZentrum Zivilcourage der Landeshauptstadt Hannover gegenüber dem Neuen Rathaus vermittelt die Geschichte der hannoverschen Stadtgesellschaft im Nationalsozialismus, von Verfolgung, aber auch von Widerstand, Zuschauer- und Täterschaft.

Eingangsbereich des ZeitZentrum Zivilcourage mit Rest der historischen Stadtmauer (links), im Hintergrund das Neue Rathaus Hannover, 2020. Foto Michael Pechel
Eingangsbereich des ZeitZentrum Zivilcourage mit Rest der historischen Stadtmauer (links), im Hintergrund das Neue Rathaus Hannover, 2020. Foto Michael Pechel

Der Ansatz

Unter dem Motto „Mitmachen oder Widerstehen“ werden die Besucher*innen dazu angeregt, sich kritisch mit den Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten der Menschen in der Vergangenheit auseinanderzusetzen und ein demokratisches Zusammenleben in Gegenwart und Zukunft zu reflektieren.

Lokal – Interaktiv – Biographisch

Das ZeitZentrum Zivilcourage vermittelt die Geschichte des Nationalsozialismus am lokalen Beispiel Hannover. Inhaltlich werden sowohl die Ursprünge der faschistischen Diktatur in Hannover als auch das Wirken rechtsextremer Organisationen bis in die Gegenwart einbezogen. Das Wissen über die NS-Zeit in Hannover zu vervollständigen und zu vermitteln ist eine Daueraufgabe der Städtischen Erinnerungskultur.

Das ZeitZentrum Zivilcourage verbindet die historische Darstellung mit interaktiven Vermittlungsangeboten. Durch die offene und vielschichtige Ausstellungsgestaltung und Workshop-Einheiten zu Demokratie und Zivilcourage werden die Besucher*innen dazu angeregt, sich ausgehend von ihren Fragen und Interessen die Inhalte selbst zu erschließen.

Den Mittelpunkt der Ausstellung bildet der biographische Zugang. Die Biographien von insgesamt 45 Menschen in Hannover können in ihrem historischen Kontext im Spannungsfeld zwischen „MITMACHEN ODER WIDERSTEHEN“ erkundet werden. Mit dem Querschnitt der gesamten hannoverschen Stadtgesellschaft (von verfolgten Opfern, Widerstandskämpfern und Widerstandskämpferinnen bis hin zu den Mitgliedern der „Volksgemeinschaft“, Profiteuren und Täter*innen) wird die Komplexität des sozialen Geschehens eingefangen und ein multiperspektivischer und kontroverser Blick auf Geschichte und Erinnerung angeregt.

Pädagogik

Seit Mai 2019 wird das Team der Städtischen Erinnerungskultur durch zwei Pädagog*innen unterstützt, die das pädagogische Konzept ausarbeiten und Angebote für Gruppen- und Einzelbesuche entwickeln. Im Vordergrund stehen dialogische Workshopformate in Kleingruppen mit folgenden didaktischen Prinzipien:

Ausgangspunkt sind vielfältige Lebensgeschichten von Hannover*innen, die einen exemplarischen Zugang zum Thema Nationalsozialismus, Antisemitismus und Rassismus ermöglichen. Die Schüler*innen werden zum forschenden Lernen angeregt, um Geschichte selbstbestimmt durch eigene Fragen und Interessen zu erkunden. Die Lebenswelten der Schüler*innen bilden den Ausgangspunkt für die inhaltliche und methodische Arbeit.

Historisches Lernen wird in ergebnis- und konfliktoffenen Diskussionsräumen mit Fragen des Handelns- und Entscheidens im Hier und Jetzt verbunden. Das ZeitZentrum Zivilcourage folgt einem modularen Prinzip, vermeidet Barrieren und ermöglicht unterschiedlichen Menschen einen Zugang. Alle Formate sind interaktiv und partizipativ gestaltet und regen zum Mitmachen und Gestalten ein.

Bereits vor der Eröffnung wurden die Workshops mit Gruppen unterschiedlicher Jahrgangsstufen und Schultypen bei Testläufen umfassend getestet, evaluiert und weiterentwickelt. Zahlreiche Kooperationen mit Schulen, aber auch außerschulischen Bildungseinrichtungen konnten bereits geschlossen werden.

Teilhabe und Zusammenarbeit

Das ZeitZentrum Zivilcourage ist Teil der Stadtgesellschaft. Er soll allen Menschen offenstehen – nicht nur für einen Besuch, sondern für einen produktiven Austausch. Das ZeitZentrum Zivilcourage ist als wachsendes System konzipiert, das sich an zukünftigen Anforderungen orientiert. Besonders wichtig ist daher auch die Zusammenarbeit mit anderen Bildungsinstitutionen wie der Leibniz Universität Hannover, dem Stadtarchiv und dem Historischen Museum Hannover sowie vor allem mit der Gedenkstätte Ahlem, aber auch mit den vielen zivilgesellschaftlichen Initiativen, die lokal verortet wichtige Gedenk- und Vermittlungsarbeit leisten. Viele von ihnen sind im Netzwerk Erinnerung und Zukunft e.V. organisiert, mit dem eine enge Kooperation besteht.

Der zukünftige Lernort richtet sich in großen Bereichen auch an Schul- bzw. Jugendgruppen. Daher werden von Beginn an Jugendliche in die konkrete Umsetzungsphase durch Beteiligungsprozesse eingebunden. So hat eine Gruppe von jungen Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr Kultur oder Politik absolvieren, das Jugendzimmers für das Modul „Meine Welt?“ entwickelt. Die Beteiligung von FSJlern in Zusammenarbeit mit der Landesvereinigung kulturelle Jugendbildung e.V. wird fortgeführt.

Text Zeitzentrum_Zivilcourage (PDF)

Weitere Informationen online

hannover.de Zeitzentrum Zivilcourage
Konzept „Lernort: Die hannoversche Stadtgesellschaft und der
Nationalsozialismus.“ (Arbeitstitel, Stand 4/2017)
PDF

Literatur Auswahl

Texte und Bildredaktion: Städtische Erinnerungskultur Hannover